AG für ost- und westpreußische Landeskunde
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Dies academicus 2019

Programm

Ablaufplan Dies academicus

  • 14.00 Uhr s.t. Begrüßung (Andreas Otto Weber, Heinz Starkulla)
  • 14.15 Uhr Zerstörung, Verlust, Erinnerung (Heinz Starkulla)
  • 15:00 Uhr Unterschiedliche Modelle des Wiederaufbaus (Andreas Otto Weber, Kurzvortrag)
  • 15:30 Uhr Die Ausstellung „Vielerlei Wiederaufbau“ (Renata Skowrońska)
  • 16.00 Uhr Kaffeepause und Eröffnung der Ausstellung
  • 16:45 Uhr Der Wiederaufbau in Beispielen (Jesko Graf zu Dohna)
  • 17:30 Uhr Abschlussdiskussion mit allen Referenten
  • 18:00 Uhr Empfang

 

Thema: "Zerstörung und Wiederaufbau in Ost- und Westpreußen nach dem Zweiten Weltkrieg"

Nach katastrophalen Entwicklungen aller Art wird gerne die Parole ausgegeben, „den Blick jetzt nach vorne zu richten“. Und umgekehrt werden Menschen, die den Verlust ihrer Heimat betrauern, gerne mit dem nicht schmeichelhaft gemeinten Wort „rückwärtsgewandt“ belegt.

Solche primitiven Richtungsanzeigen richten mehr Verwirrung an, als dass sie Durchblick schaffen. Ganz allgemein gesprochen: Wie trittsicher kann der Weg nach vorn sein, wenn man ausblendet, welchen Weg man bisher genommen hat? Und auf unser konkretes Thema gewendet: Wer kann ernsthaft daran Anstoß nehmen, dass Heimatvertriebene an ihren Erinnerungen hängen und sie weitergeben? (Unser Wort „Tradition“ ist die genaue Übersetzung solcher Weitergabe.)

Wenn es aber so ist, dass für ein sinnvolles Leben im Heute der Blick zurück genau so wichtig ist wie der Blick nach vorne, weil sich Vergangenheit und Zukunft in der Gegenwart berühren, dann darf das Zurückblicken auch nicht künstlich eingehegt werden und etwa im Jahre 1945 enden. Die Vertreibungsgebiete wurden vor einem Dreivierteljahrhundert de facto von Deutschland abgetrennt; der Blick zurück kann überreichlich also auch an der Frage hängenbleiben, was die neuen Machthaber und vor allem die neuen Einwohner aus diesen Gebieten gemacht haben. Niemand kann erwarten, dass in diesen Jahren alles gleichgeblieben ist. Doch niemand sollte, bei allem Schmerz über das Verlorene, einfach davon ausgehen, dass die Neuen, die Fremden, sicher alles verunstaltet haben, was in ihren Besitz gelangt ist. Dergleichen kann man nicht völlig in Abrede stellen, denn dafür gibt es traurige Beispiele; aber hat man nicht auch im deutsch gebliebenen Westen laut über die „zweite Zerstörung unserer Städte“ durch modernisierenden Wiederaufbau nach dem Krieg geklagt? Und immerhin gibt es auch Gegenbeispiele: Ein hohes Lob ist auch bei uns zulande der Fertigkeit polnischer Baumeister beim Wiederaufbau historischer Stätten zuteil geworden, je mehr Menschen bei Reisen in die alten Ostgebiete ihre Kunst bewundern konnten.

Wir wollen bei dieser Tagung solchen Wiederaufbau näher beleuchten. Dafür hat es ja kein einheitliches Schema gegeben; vielmehr sind in verschiedenen Regionen und Städten durchaus unterschiedliche Ansätze für die Beseitigung der Kriegsschäden und die Errichtung von Neuem gewählt worden. Dies kann naturgemäß nur an ausgewählten Beispielen gezeigt werden. Aber vielleicht mag der Blick zurück auf diese Beispiele den Blick nach vorn auf ein gemeinsam gestaltetes Europa ein wenig besser freigeben.

 

Jesko Graf zu Dohna, M.A. ist Leiter des Fürstlich Castell’schen Archivs in Castell und Lehrbeauftragter für Bayerische und Fränkische Landesgeschichte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Dr. Renata Skowrońska ist Leiterin der Polnischen Historischen Mission an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und Mitarbeiterin der Fakultät für Geschichte der Nikolaus-Kopernikus-Universität in Toruń / Thorn.

Privat-Dozent Dr. Heinz Starkulla, Institut für Kommunikationswissenschaft der Ludwig-Maximilians-Universität München, forscht vor allem zur Kommunikationsgeschichte. Er ist Vorsitzender der AG für ost- und westpreußische Landeskunde der LMU.

Professor Dr. Andreas Otto Weber lehrt Bayerische und Fränkische Landesgeschichte im Department Geschichte der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Er ist Direktor des Hauses des Deutschen Ostens in München.

 

Anmeldung telefonisch unter 089/44 99 93-0 oder per Email erforderlich.